Mitglieder des Kreisauer Kreises

Einen Kreisauer Kreis als fest organisierte Gruppe gab es nicht. Die Bezeichnung wurde erst nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 von der Gestapo auf einen Kreis aus Freunden und Gleichgesinnten um Moltke und Yorck angewandt.

Moltke, ein Urgroßneffe des preußischen Generalfeldmarschalls, arbeitete seit Kriegsbeginn als Völkerrechtsexperte im Auslandsgeheimdienst des OKW in Berlin. Wie dieser war auch Peter Yorck ein überzeugter Regimegegner, der früh die Auswirkungen des Nationalsozialismus' und des Überfalls Deutschlands auf andere europäische Staaten erkannte. Beide hatten bereits unabhängig voneinander an Plänen für eine politische, wirtschaftliche und soziale Neuordnung Deutschlands und eine friedliche Nachkriegsordnung Europas gearbeitet. Nach 1940 arbeiteten sie enger miteinander zusammen und sammelten systematisch Freunde und Gleichgesinnte, um innerhalb einer Gruppe, die verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammenbrachte, über ein Deutschland nach Hitler zu beraten.

Mit einer Reihe von Mitgliedern des späteren Kreisauer Kreises verbanden Moltke bereits Kontakte aus seiner sozialpolitischen Arbeit im Waldenburger Land, aus der Zeit des Studiums in England oder seiner Tätigkeit im OKW. Neben Yorck sind hier vor allem Horst von Einsiedel, Hans Peters, Adam von Trott zu Solz, Carl Dietrich von Trotha, Julius Leber und Adolf Reichwein zu nennen. Oft vergessen werden bei einer solchen Aufzählung die Frauen des Kreises, allen voran Freya von Moltke, Marion Yorck von Wartenburg, Clarita von Trott zu Solz und Rosemarie Reichwein.

1941 stießen der bekannte Sozialdemokrat Carlo Mierendorff, der die Verbindung zum verfolgten Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner hielt, und der im Auswärtigen Amt tätige Hans Bernd von Haeften zu ihnen. Auch Harald Poelchau, der engagierte evangelische Gefängnispfarrer, der für die Kreisauer Freunde während ihrer Haft in Tegel und vor der Hinrichtung in Plötzensee so bedeutsam werden sollten, Theodor Haubach und der in Norwegen stationierte Theodor Steltzer wurden in dieser Zeit in die Arbeit des Kreises einbezogen.

Für den Charakter des Kreisauer Kreises als eines gesamtgesellschaftlich repräsentativen Diskussionskreises war weiterhin entscheidend, dass der Provinzial der Münchener Jesuiten, Augustin Rösch, im Herbst 1941 zur ersten Besprechung kam; die Jesuiten Alfred Delp und Lothar König folgten 1942, wie auch der protestantische Konsistorialrat Eugen Gerstenmaier. Der Katholik und ehemalige Zentrumsmann Paulus von Husen hielt den Kontakt zu Hans Lukaschek und war später maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für die "Bestrafung der Rechtsschänder" beteiligt.

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