Adam von Trott zu Solz (1909-1944)

„Wenn wir schon uns mit einer Epoche abfinden müssen, in der die größere Wahrscheinlichkeit für ein vorzeitiges Lebensende steht, so sollten wir doch wenigstens dafür sorgen, daß es einen Sinn hat zu sterben - gelebt zu haben."

Diese Worte schrieb Adam von Trott bereits 1935 in sein Notizbuch. Sie stehen wie ein Leitmotiv über seinem Lebensweg.

Als fünftes Kind des preußischen Kultusministers August von Trott und seiner Frau Eleonora, geborene von Schweinitz, wurde Adam von Trott 1909 in Potsdam geboren. Das geistige Klima des Elternhauses war geprägt von der fruchtbaren Spannung einer preußisch-konservativen Tradition und einem lebendigen liberal-angelsächsischen Erbe: Zu den direkten Vorfahren gehörten der preußische General Lothar von Schweinitz und John Jay, einer der revolutionären Gründungsväter der USA.

Dem Wunsch des Vaters entsprechend studierte Trott ab 1927 Rechts- und Staatswissenschaften mit dem Ziel, später im Staatsdienst eine politische Laufbahn einzuschlagen. Trott zeichnete sich nicht nur durch seine Intelligenz und hervorragende Bildung aus, sondern auch durch sein elegantes Äußeres und seine charmante, aber zurückhaltende Art. Er war eine auffallende Erscheinung.

1931 bis 1933 studierte er als Rhodes-Stipendiat in Oxford und lernte dort für die spätere Zeit wichtige Freunde in der politischen Führungsschicht Großbritanniens kennen.

Schon während des Studiums fühlte sich Trott sozialistischen Kreisen nahe und wirkte bei der Zeitschrift „Neue Blätter für den Sozialismus“ mit, zu deren Mitarbeitern auch Reichwein, Haubach, Mierendorff und Poelchau zählten.

Als Hitler im Januar 1933 an die Macht kam, bedeutete dies für Trott ein „furchtbares Unglück für Deutschland“, wie er englischen Freunden in Oxford anvertraute.

Nachdem er 1936 das Examen abgelegt hatte, führte ihn 1937/38 eine ausgedehnte Reise nach China und Ostasien. Die Erfahrung des Fernen Ostens beeinflusste ihn tief.

Seit Ende 1938 war Trott im Kontakt mit Kreisen des Widerstands. In deren Auftrag reiste er nach England und in die USA, um führenden Politikern Botschaften des deutschen Widerstandes zu übermitteln. 1940 wurde Trott als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes fest eingestellt. Er trat zum Schein in die NSDAP ein, um seine Widerstandstätigkeit zu tarnen. Diese Camouflage führte ihn oft bis an die Grenze des physisch und geistig Erträglichen. Zusätzlich litt er unter Unverständnis und Mißtrauen bei seinen angelsächsischen Freunden wegen dieser Doppelrolle.

1937 lernte Trott in England Moltke kennen, 1940 Yorck. Er avancierte frühzeitig zum außenpolitisch Beauftragten des Kreisauer Kreises. Sein Wirken im Widerstand blieb jedoch nicht auf diesen Kreis beschränkt. Er pflegte regelmäßige Kontakte mit den Gruppen um Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer. Sein Haus in der Berliner Rheinbabenallee, wo Trott und seine Frau Clarita wohnten, wurde zum konspirativen Treffpunkt vieler Freunde, zu denen auch Claus Stauffenberg gehörte. Es entstand eine enge Freundschaft zwischen beiden, und Trott wurde für Stauffenberg zu einem wichtigen außenpolitischen Berater. Nach dem Umsturz sollte er Staatssekretär im Auswärtigen Amt werden.

Am 20. Juli 1944 stand er mit seinem Vorgesetzten Hans Bernd von Haeften im Auswärtigen Amt bereit und wartete auf die Nachricht des gelungenen Attentats. Am 25. Juli wurde Trott verhaftet, am 15. August vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 26. August in Plötzensee ermordet. Er war gerade 35 Jahre alt geworden.

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