Engagement gegen Hasskommentare im Internet

10.03.2017  |  Sonstiges

Schon seit geraumer Zeit ist der Ton in den Kommentarspalten der sozialen Medien oder Nachrichtenseiten rau und ist zu einem ernsthaften gesellschaftlichen Problem geworden.

Einige Kommentare bewegen sich in der Grauzone freier Meinungsäußerung, andere sind diskriminierend und menschenverachtend bis zum Straftatbestand der Beleidigung, Drohung oder Volksverhetzung. Es gibt eine Reihe von Initiativen, die Beratung für Betroffene anbieten und darüber aufklären, was Hassrede ist, wie z.B. die No Hate Speech Kampagne des Europarates, der das Phänomen folgendermaßen definiert:

(...) der Begriff 'Hate Speech' umfasst nach diesem Verständnis jegliche Ausdrucksformen, welche Rassenhass, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder andere Formen von Hass, die auf Intoleranz gründen, propagieren, dazu anstiften, sie fördern oder rechtfertigen, unter anderem Intoleranz, die sich in Form eines aggressiven Nationalismus und Ethnozentrismus, einer Diskriminierung und Feindseligkeit gegenüber Minderheiten und Menschen mit Migrationshintergrund ausdrückt.

Die deutschsprachige Seite no-hate-speech.de informiert über Ausprägungen von Hetze und Hassrede, bietet einen Ratgeber was jede*r gegen menschenverachtende Kommentare tun kann, indem z.B. Inhalte und Kommentare bei Betreibern der Seiten gemeldet oder im Fall von Straftatbeständen bei der Online-Wache der Polizei anzeigt werden.

Jede*r einzelne kann im Netz gegen Hass vorgehen, indem die sogenannte Gegenrede (Counter-Speech) formuliert wird. Eine recht neue Initiative ist #ichbinhier, seit Dezember 2016 bereits über 26.000 Menschen engagieren. #ichbinhier hat sich nach dem schwedischen Vorbild #jagärhär als überparteiliche Aktionsgruppe für eine besser Diskussionskultur und gegen Hetze in den sozialen Medien gegründet. Die Gruppe wird mit Fakten, Mut und Freundlichkeit gegen Gerüchte, Angst und Hass größtenteils auf Facebook aktiv. Mit einer zunehmenden Reichweite der Gruppe findet sich der Hashtag oft unter Berichten der populären Medien wie Focus Online, Tagesschau, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung und BILD, um die Moderation der Betreiber zu unterstützen und mit höflichen und sachlichen Kommentaren ein positiveres Klima in den Kommentarspalten zu schaffen – in der Hoffnung, dass es einen Teil zur Veränderung des Diskussionskultur auch im "echten Leben" beiträgt. Um mit Victor Klemperer zu sprechen: "Worte können sein wie winzige Arsendosen. Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da."

In unserer Jugendarbeit greift die Kreisau-Initiative das Thema in diesem Jahr im Projekt Citizen Journalists on Tour – Internationales Training zum Thema Hassrede im Internet auf, das vom 9. bis 16. Juni im Schloss Trebnitz stattfindet.

Interview mit dem #ichbinhier-Gründer Hannes Ley
Bericht über die Initiative #ichbinhier in der Tageschau

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